Die Frage, ob Personen, die Schielen (Stabismus) oder eine Brille mit Prismenkorrektur tragen, auch Kontaktlinsen nutzen können, kann leider nicht mit Ja beantwortet werden. Kontaktlinsen korrigieren lediglich Sehschwächen (Ammetropien), wie beispielsweise Kurz- oder Weitsichtigkeit. Je nach Ausmaß des Schielfehlers ist eventuell eine Kompensation auf kurze Zeit, z.B. zum Sport, möglich.
Als erstes wird bei einem Sehtest jedes Auge einzeln auf eine eventuelle Sehschwäche geprüft. Dabei kann zum Beispiel eine Kurzsichtigkeit (Myopie) festgestellt werden. Diese kann mit einer Brille oder mit Kontaktlinsen korrigiert werden, so dass der Betroffene wieder deutlich sieht. Danach wird getestet, wie sich beide Augen zusammen verhalten – also das binokulare Sehen. Liegt hier ein Ungleichgewicht vor, das nicht durch Augenmuskelbewegungen kompensiert werden kann, das heißt ein Auge ist ständig oder im Wechsel mit dem anderen Auge nicht gerade ausgerichtet, spricht man vom Schielen. Betroffene können hierbei oft kein dreidimensionales Bild sehen.
Die Heterophorie wird auch als latentes (verstecktes) Schielen bezeichnet. Das Gehirn erledigt hier quasi die Ausgleichsarbeit und verschmilzt beide Bilder. Nur bei etwa 10% der Bevölkerung kommt es dabei zu Komplikationen. Asthenopische Beschwerden wie Doppelbilder, Kopfschmerzen, schnelle Ermüdung beim Lesen etc. können in diesen Fällen auftreten. Die zweite Art des Schielens ist die Heterotropie. Hier weicht ein Auge dauerhaft von der Blickrichtung des anderen Auges ab. Man spricht vom manifesten oder sichtbaren Schielen.
Eine Früherkennung ist entscheidend für die optimale Entwicklung des Sehens. Das Sehen lernen findet größtenteils bis zum Vorschulalter statt. Bei großen Diskrepanzen kann der Gleichgewichtsinn etc. beeinflusst werden. Es ist wichtig dies frühzeitig bei Auffälligkeiten vom Augenarzt prüfen zu lassen. Optometristen betreuen die Kinder mit Übungen in der Sehschule. Oft wird ein Auge, welches mit Begleitschielen beginnt, abgeklebt. Bei Bedarf erlangen Betroffene anhand von Brillen mit Prismengläsern eine verbesserte Wahrnehmung. Je nach Intensität der Winkelfehlsichtigkeit und der damit verbundenen Beschwerden kann auch die operative Augenmuskelverkürzung eine Therapie sein.
Brillen können Strabismus korrigieren, weil sich die Gläser in einem festen Abstand voneinander und mit Abstand von den Augen befinden. Damit kann der optische Mittelpunkt der Gläser oder bei stärkerem Schielen das eingearbeitete Prisma die Augen gerade „ziehen“. Kontaktlinsen befinden sich jedoch direkt auf dem Auge, bewegen sich mit den Augen mit und können damit die Schielstellung nicht gerade „ziehen“, also nicht beheben. Deshalb können Kontaktlinsen nur Fehlsichtigkeiten, wie Hornhautverkrümmung, Myopie und Hyperopie korrigieren.
Co-Autorin: Elke Fröhlich
Augenoptikermeisterin
Elke Fröhlich ist Augenoptikermeisterin und die Kontaktlinsenspezialistin von Lensbest. Neben der engagierten Beratung unserer Kunden ist Elke Fröhlich für die regelmäßigen Schulungen unserer Medizinprodukteberater zuständig.